Malen mit Aquarellfarben

Die oft auch als hohe Schule der Malerei bezeichnete Aquarellmalerei hat vielleicht schon viele Künstler an ihrem Können zweifeln lassen, reizt aber immer wieder durch die einzigartigen Möglichkeiten, die sie beim richtigen Umgang mit dem Material bietet. Die erst seit dem Ende des 18. Jahrhunderts als eigenständige Malform betrachtete Aquarellmalerei belohnt jeden Maler mit unverwechselbarer Frische und einer großen Bandbreite an Wirkungen von zart bis kräftig.

Malen mit Aquarellfarben: Vorteile

Das hochkonzentrierte, wasserlösliche Pigment der Aquarellfarben lässt sich in einer breiten Palette von kaum wahrnehmbaren blassen Spuren bis zu satten und kräftigen Farbflächen verwenden. Da die Aquarellfarben im Unterschied zu Gouachefarben oder den bekannten Schulmalfarben transparent sind, arbeitet das Weiß des Papieres mit, scheint durch die Lasurschichten hindurch und bringt lebendige Lichter in das Bild, die mit keinem anderen Malmedium zu erreichen sind.

Ein Fülle an Techniken

Aquarellfarben können in unterschiedlichsten Techniken eingesetzt werden. Der Einstieg, nur mit Linien und Flächen auf trockenem Papier zu arbeiten, ermöglicht ein gutes Herantasten an das Medium und lässt sich leicht kontrollieren. Bei der Nass-auf-Trocken-Technik werden schon getrocknete Elemente mit weiteren Farbschichten versehen, um so sukzessive einen tiefgründigeren Farbeffekt zu erzeugen. Die Nass-in-Nass-Technik ist besonders für die Darstellung von Bewegung und weichen, fließenden Formen wie etwa Wolkenformationen oder Wasserflächen geeignet und bannt die Natur mit Leichtigkeit auf das Papier.

Eine noch größere Fülle an Effekten

Die Natur der Aquarellfarben erlaubt eine Vielzahl an Effekten, die andere Malmedien nicht zur Verfügung stellen. Die natürliche Tendenz mancher Pigmente zur Granulation kann durch das Aufstreuen von Salz auf die nasse Farbfläche verstärkt werden. Die Grundierung des Papiers mit einem nicht wasserlöslichen Material (Rubbelkrepp oder Spuren einer Wachskerze) konservieren das Weiß des Papieres und lassen es nach der Entfernung lebendig durchscheinen. Durch Schaben, Kratzen, Sprenkeln und Spritzen lassen sich besonders Natureffekte exzellent wiedergeben.

Malen mit Aquarellfarben: Mischen

Die Palette an angebotenen Farben ist groß und lässt sich durch Mischen bis ins schier Unendliche erweitern. Man mischt die Farben auf einer separaten Palette – nie im Näpfchen! Eine andere Möglichkeit ist es, die Farben durch Lasuren Trocken-auf-Nass auf dem Papier zu mischen. Diese Technik ist gut kontrollierbar, wenn Sie immer nur zarte Lasuren anmischen. Die interessantesten Mischeffekte sind sicherlich bei der Nass-in-Nass-Technik zu erwarten; allerdings ist sie schwer zu kontrollieren und wartet immer wieder mit Überraschungen auf.

Malen mit Aquarellfarben: Nachteile

Der Grund, warum sich viele Künstler nicht an das Aquarellieren heran wagen, liegt sicher in der Schwierigkeit und Unberechenbarkeit der Nass-in Nass-Technik. Es kostet sehr viel Papier und Farbe, bis man das Material so gut kennt, dass man es gezielt beherrschen kann. Zudem wellt sich das Papier bei dem hohen Wassereinsatz; man muss es entweder aufspannen oder in teure geleimte Aquarellblöcke investieren.

Schlecht korrigierbar

Ein Fehler lässt sich wegen der Transparenz der Farben nicht einfach übermalen. Sie müssen Ihr Bild gut planen und sich von Hell nach Dunkel vorarbeiten, um möglichst Fehler im Voraus zu vermeiden. Zur Not können Sie kleinere Patzer mit deckenden Farben wie der Gouache ausmerzen oder übermalte Glanzlichter mit Deckweiß wieder aufsetzen.

Material und Zubehör kostenintensiv

Gute Aquarellfarben mit farbintensiven Pigmenten sind nicht gerade kostengünstig. Ebenso verlangen das notwendige schwere Papier und die kostspieligen Echthaarpinsel einen tieferen Griff in die Tasche. Zum Ausprobieren kann man mit einem kleinen Farbkasten und Synthetikpinseln beginnen, bis man sich sicher ist, dass einem dieses Material entgegenkommt.